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Iran verbietet Schach, weil Dame kein Kopftuch trägt

Teheran – Lange Zeit war das strategische Brettspiel Schach bereits ein Dorn im Auge des erzkonservativen Mullah-Regimes. Zum einen wegen der im Siegesausspruch „Schachmatt!“ (شاه مات) angestrebten Ermordung des persischen Herrschers und zum anderen wegen des sündhaften Charakters des Spiels, welcher sich nach Ansicht von saudi-arabischen Großmuftis daraus ergibt, dass Schach die Gläubigen vermeintlich vom Gebet abhält, die Gebetszeiten vergessen lässt, Feindschaften zwischen den Muslimen hervorruft und für verbotenes Glücksspiel missbraucht wird. Für iranische Gelehrte war diese Argumentation jedoch bisher nicht überzeugend genug, um Schach formell für haram zu erklären. Zumindest bis jetzt.

Neue Fatwa untersagt Schach ohne Kopftuch

So fußt das neue partielle Schachverbot auf dem ohnehin bestehendem iranischen Kopftuchzwang, das Frauen gesetzlich vorschreibt ihr Haupt im öffentlichen Raum bedecken zu müssen. Diese Vorschrift wird nun explizit auch auf Schachturniere ausgeweitet und falls nötig durch die Religionspolizei geahndet, die dazu befugt ist illegale Schachspiele zu beschlagnahmen. Konkret bedeutet dies, dass öffentliche Schachpartien wie bei Turnieren, Meisterschaften oder in städtischen Parks nur noch gestattet sind, wenn die Damen ein Kopftuch tragen. Um dieser Neureglung gerecht zu werden, hat Irans größter Schachfigurenhersteller die Ahmed-Schachbrett-GmbH die Produktion von Scharia-konformen Schachfiguren angekündigt, bei denen insbesondere die Gestaltung der Dame einen Schleier vorsieht. Darüberhinaus soll der König auch kein christliches Kreuz mehr auf seiner Krone tragen, sondern in stilisierter persisch-arabischer Schrift das Wort Allah ähnlich wie auf der iranischen Flagge zeigen.

Zu mächtige Dame

Der Ayatollah begrüßte diese Neugestaltung in einer Predigt, fügte jedoch an, dass diese Anpassung für ihn nicht weit genug geht und man die Schachregeln dahingehend reformieren sollte, dass die Dame nicht mehr die mächtigste Figur auf dem Spielbrett ist. Vorschlagsweise sollte die Dame nur noch eine begrenzte Anzahl an Feldern bewegt werden können oder vorher den König um Erlaubnis bitten müssen, so Ayatollah Chamenei. Islamische Gelehrte aus anderen Ländern fordern hingegen Damen sowohl zu ihrem Schutz als auch aus Gründen der Fairness gänzlich aus dem Spiel zu entfernen, da es haram ist Frauen zu schlagen und man daher kaum ein Spiel gewinnen kann ohne dabei eine Sünde zu begehen.

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1 Kommentar

  1. Charlie

    Mittwoch, 15. Januar 2020 at 10:54

    Es ist unsäglich. Ein professioneller „Orientalist“ (naher Orient) aus meinem Bekanntenkreis hat mir glaubwürdig erzählt, dass noch vor wenigen Jahrzehnten an iranischen Stränden Frauen im Bikini zum Alltag gehörten. Was heutzutage als alternativlose Frömmigkeit verkauft wird, ist eine Methode, Untertanen in Schach zu halten oder besser gesagt: schachmatt zu setzen. Soviel zum durch und durch miltärischen (d.h. scharianischen) Scha(c)hspiel.

  2. Charlie

    Mittwoch, 15. Januar 2020 at 11:35

    P.S.
    Was ich vergessen habe zu schreiben: Die internationale Turniere leitende iranische Schach-Schiedsrichterin, der mangelnde Kopfverhüllung vorgewurfen wurde und die daraufhin ganz aufgehört hat Kopftuch zu tragen, find ich klasse.

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